Der Trend der Solarenergie scheint anzuhalten. Jedenfalls bei des Kunden des Unternehmens Vetro Solar. Hier soll sich in absehbarer Zeit die Produktionskapazität verdoppeln. Auch die Zahl der Mitarbeiter soll sich erhöhen.

Sandersdorf: Bei Vetro Solar haben sich die dunklen Wolken offenbar verzogen. Nach Angaben des Solarglas-Unternehmens ist der eigene Kundenstamm von 15 auf 25 Partner angewachsen. Das wirkt sich auch auf den Umsatz bei dem Dünnglasproduzenten in Sandersdorf aus: „Im Juli haben wir das erste Mal in der Geschichte von Vetro Solar in einem Monat schwarze Zahlen geschrieben“, verkündet Geschäftsführer Morten Hansen. „Wir haben so viele Aufträge wie noch nie zuvor“, fügt Manager Hans März hinzu. Die Aussichten seien also gut und die Produktion für die kommenden zwei bis drei Monate ausgelastet. „Der Trend geht dahin, dass sich diese Entwicklung stabilisiert.“

Deshalb sucht das 2009 gestartete Unternehmen jetzt rund zehn neue Mitarbeiter in der Produktion, darunter vor allem Anlagenbediener. In den kommenden Wochen will Vetro Solar zum 24-Stunden-Betrieb übergehen. 30 Mitarbeiter beschäftige das Unternehmen derzeit. Das sind zwar weniger als 2014, aber laut Hansen mussten Personalkosten reduziert werden, um das Geschäft zu konsolidieren. Auch das Management sei verschlankt worden. Langfristig peilt Hansen aber eine Mitarbeiterzahl von 60 bis 65 an.

Produktionskapazität soll sich verdoppeln

Diese Zahl will er nach dem Anwerfen der zweiten Produktionslinie erreichen, die entspiegeltes Glas fertigen soll. Hansen will dafür im Frühjahr auf den Startknopf drücken. Dann würde sich die Produktionskapazität auf jährlich drei Millionen Quadratmeter Dünnglas verdoppeln. Die Anlage, die Vetro Solar aus der Insolvenzmasse der Firma Centro Solar gekauft habe, steht bereits in der Halle.

80 Prozent des bis zu 1,6 Millimeter dünnen Materials werde für Solarmodule benutzt. Rund 20 Prozent der Produktion wandern laut Vetro Solar in den Baubereich, in dem das Glas vor allem für Dachfenster genutzt werde. Hauptabnehmer ist hier das dänische Unternehmen Velux, das sich selbst als weltgrößten Hersteller von Dachfenstern bezeichnet.

Noch vor kurzem sah die Situation bei Vetro Solar kritisch aus: Kurzarbeit, schrumpfende Mitarbeiterzahlen und nichtbezahlte Mieten zeugten von einer dünnen Auftragslage. „Q-Cells als größter Kunde – diese Perspektive hatten wir, als wir anfingen“, sagt Geschäftsführer Hansen. Doch die Solarkrise führte zu Firmenpleiten, auch im Altkreis Bitterfeld, und setzte so Vetro Solar massiv unter Druck. Das hatte auch personelle Konsequenzen: der Vetro-Solar-Geschäftsführer und der Produktionsleiter mussten Anfang 2015 gehen. Manager Hans März ist dagegen einer der Neulinge unter dem Solardach an der B 183. Auch durch seine Kontakte in die Solarbranche sei der Kundenstamm angewachsen.

Fokus auf ganz Europa

„Wir legen unseren Fokus heute nicht mehr nur auf Deutschland, sondern auf ganz Europa“, erklärt Vetro-Solar-Vertriebsleiter Ingo Stöhr die Neuorientierung. Und die intensive Kundenakquise scheint Früchte zu tragen: Vetro Solar verkaufe sein Glas neuerdings auch nach Polen, Kroatien, Frankreich und in die Benelux-Staaten.

Das sorgt nicht nur im Unternehmen für Zuversicht, sondern schürt auch in der Stadt Sandersdorf-Brehna Hoffnung. So haben schließlich beide Parteien Ende September ihren Mietkaufvertrag um ein Jahr verlängert. In dem Kontrakt verpflichtet sich Vetro Solar, die 2010 von der Kommune errichtete Produktionshalle für fünf Jahre zu mieten und danach für einen Betrag von etwa sieben Millionen Euro zu kaufen. Durch die jüngste Verlängerung bleibt die Stadt länger auf ihren Schulden sitzen. Vetro Solar wirbt allerdings für Geduld. Hansen: „Unser Ziel ist es, den Mietkaufvertrag 2016 zu beenden. In diesem Jahr wäre dieser Schritt für uns zu früh gekommen. Wir brauchen das nächste Jahr, um uns weiter zu konsolidieren.“ (mz)

Bitterfeld - Mitteldeutsche Zeitung - Lesen Sie mehr ...